Erinnerungen an meine Mutter

Lee So-yeong aus Hwaseong in Südkorea

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Letzten Winter besuchte mich meine Mutter in den Vereinigten Staaten. Ich war so glücklich, jeden Tag von frühmorgens bis spätabends mit meiner Mutter zusammen zu sein, die ich zum ersten Mal seit sieben Jahren wiedersah. Drei Monate vergingen wie im Fluge und der Tag kam, an dem ich von ihr Abschied nehmen musste. Am Flughafen hätte ich am liebsten geweint, aber zum Abschied winkte ich ihr nur zu. Als ich nach Hause kam und das leere Zimmer betrat, brach ich schließlich in Tränen aus. Erinnerungen, wie sie mir jeden Morgen warmes Wasser, Tomaten, Bananen, Eier usw. brachte und wir abends gemeinsam in der Nachbarschaft Sport trieben, kamen mir in den Sinn:

„Schau dir mal die Knospen an dem totgeglaubten Baum an!“

„Der Bau dieses Hauses steht kurz vor dem Abschluss.“

Auch heute noch murmele ich beim Spazierengehen vor mich hin, als ob meine Mutter neben mir wäre. Ich erinnerte mich an die Worte meiner Mutter, dass es Zeitverschwendung für meine Nachbarn sei, Kronen-Gänseblümchen zu züchten, anstatt sie zu essen, also machte ich ein paar Fotos von ihren voll entfalteten gelben Blüten. Ich habe zu jeder Zeit und an allen Orten Erinnerungen an meine Mutter.

Wenn ich sie mit diesen kleinen Erinnerungen so sehr vermisse, wie viele Erinnerungen an den Himmel müssten sich dann über einen so langen Zeitraum hinweg noch angesammelt haben? Gottmutter wird ganz bestimmt auch heute in wehmütiger Erinnerung an die gemeinsame Zeit mit ihren Kindern im Himmelreich Tränen der Sehnsucht vergießen, nicht wahr?