Eine Möglichkeit , Liebe zu vermitteln

Choi Hui-won aus Namyangju in Südkorea

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Als ich kurz vor einer Missionsreise nach Mumbai in Indien stand, war ich halb aufgeregt und halb besorgt, weil ich den Druck verspürte, Hindi zu lernen. Ich fragte mich, ob ich wirklich Hindi lernen müsste, und erkundigte mich daher bei einigen Mitgliedern der Gemeinde nach ihrer Meinung. Woraufhin äußerten sich die meisten dazu: „Es ist nicht in Ordnung, nur Englisch zu sprechen, denn wir werden aller Wahrscheinlichkeit nach auf Probleme stoßen, wenn wir diese Sprache nicht einigermaßen beherrschen.“ So beschloss ich zwar, doch Hindi zu lernen, war aber verwirrt, weil für mich alle Buchstaben gleich aussahen.

Hindi hat viele schwer zu erlernende grammatikalische Elemente, wie zum Beispiel männliche und weibliche Substantive sowie die Unterscheidung zwischen Singular und Plural. Hindi hat eine komplexe Grammatikstruktur: In Hindi-Substantiven und -Pronomen wird zwischen Maskulinum und Femininum sowie zwischen Singular und Plural unterschieden. Darüber hinaus hat das Hindi-Alphabet im Gegensatz zum koreanischen Alphabet, das aus 14 Konsonanten besteht, 35 Konsonanten, einschließlich der Laute, die in der koreanischen Sprache nicht vorkommen. Beispielsweise gibt es vier Hindi-Konsonanten, die einen ähnlichen Klang wie den koreanischen Konsonanten ㄷ (디귿, digeut) erzeugen. Allerdings unterscheiden sich die Laute so geringfügig, dass es schwierig ist, die Hindi-Konsonanten allein durch Anhören ihrer Laute richtig zu identifizieren. Es war für mich nicht so einfach, die Hindi-Sprache zu lernen. Ich stieg ins Flugzeug, nachdem ich mir einige grundlegende Ausdrücke wie „Hallo“, „Gott segne Sie“ und „Danke“ eingepaukt hatte. Dadurch fühlte ich mich noch mehr belastet.

Nachdem wir am Flughafen Mumbai angekommen waren, erledigten wir gegen 3 Uhr morgens alle Einreiseformalitäten. Als wir erschöpft den Flughafen verließen, schaute einer von der Missionsgruppe nach draußen und schrie mit aufgeregter Stimme:

„So viele einheimische Mitglieder warten dort auf uns!“

Wir kamen einfach aus dem Staunen nicht heraus, denn die ortsansässigen Gläubigen kamen so früh am Morgen zusammen, um uns willkommen zu heißen. Da die Einreisekontrolle länger dauerte als erwartet, mussten sie sich über zwei Stunden gedulden.

„Wir lieben euch!“

„Ein herzliches Willkommen für alle in Indien!“

Obwohl wir weit voneinander entfernt gelebt hatten, waren wir zweifelsohne eine Familie. Sonst wäre unser erstes Treffen nicht so berührend gewesen. Wir freuten uns sehr, als wir die handgefertigten Plakate mit Slogan sahen und die Postkarten mit Aufmunterungsbotschaften für uns erhielten:

„Aane ke liye dhanyavaad (Vielen Dank für euer Kommen).“

„Wie bitte? … Dhanyavaad?“

Ich konnte nicht verstehen, was die örtlichen Mitglieder sagten, während sie Augenkontakt mit jedem einzelnen Mitglied unseres Teams aufnahmen und unsere Hände hielten. Mit einem Lächeln wiederholte ich ihnen das eben Gehörte, hatte aber keine Ahnung, ob es richtig war. Ich versuchte, auf Englisch mit ihnen zu sprechen, aber plötzlich herrschte Stille und die Mitglieder sahen verwirrt aus. Dann dachte ich, ich sei tüchtig ins Fettnäpfchen getreten.

„Ich hätte etwas intensiver Hindi lernen sollen, bevor ich hierherkam. Warum habe ich einfach im Flugzeug geschlafen, ohne es mehr zu studieren?“

Eine Flut der späten Reue ergoss sich über mich. Durchzogen von einer leisen Hoffnung, während meines Aufenthalts dort meine Hindi-Kenntnisse zu verbessern, wartete ich auf den nächsten Morgen.

Glücklicherweise konnten einige einheimische Mitglieder Englisch sprechen. So konnte ich meine Schwächen in Hindi durch Englisch ausgleichen und gemeinsam mit ihnen die Worte der Bibel verkünden. Da ich dachte, es gäbe kein Problem, wenn es so weiterginge, fühlte ich mich etwas erleichtert. Aber ich sah mich am Sabbat in meinen Erwartungen getäuscht: Weil Gottesdienste auf Hindi abgehalten wurden, vermochte ich nicht einmal die Bibel aufzuschlagen, geschweige denn Gebete und Predigten zu verstehen. Als mich die Ortsansässigen zwischen den Gottesdiensten auf Hindi begrüßten, konnte ich nur „Pita Mata, dhanyavad (Danke an Vater und Mutter)“ und „Parameshvar aapko ashish de (Gott segne Sie)“ über die Lippen bringen.

Dann wurde mir klar, warum ich Hindi lernen musste. Sprache ist ein Kommunikationskanal, eine Möglichkeit, Gedanken auszudrücken. Obwohl ich ihnen so viel mitzuteilen hatte – Segensworte der Himmelsmutter, Erkenntnisse, die ich bei der Vorbereitung auf meine Missionsreise gewonnen hatte, und erbauliche Worte des Trostes für die Mitglieder – konnte ich die von Gott erhaltene Gnade nicht weitergeben, was mir sehr leidtat.

„Was mache ich jetzt bloß? Ich bin den ganzen Weg hierhergekommen, um Mutters Liebe zu überbringen.“

Diese Gedanken belasteten mich schwer. Mit der Entschlossenheit, von da an Gottes Liebe auf Hindi zu vermitteln, holte ich das Hindi-Lehrbuch aus meiner Tasche hervor und öffnete es. Als ich etwas nicht verstand, bat ich ein koreanisches Mitglied um Hilfe, das sich auf einer Langzeitmission in Indien befand. Auf diese Weise konnte ich mein gesprochenes Hindi schneller verbessern als erwartet.

„Aaj ham acchaa phal praapt karen (Lasst uns heute gute Früchte tragen)!“

„Hamare saath svarg ke raajya men jaaen (Lasst uns gemeinsam in den Himmel kommen)!“

Als ich den örtlichen Mitgliedern etwas auf Hindi sagte, wenn auch zögernd, gefiel es ihnen sehr. Sie rissen überrascht die Augen auf, applaudierten mir mit einem strahlenden Lächeln und zeigten mir den Daumen nach oben und sagten: „Wirklich gut und beeindruckend!“ Endlich konnte ich das zum Ausdruck bringen, was ich so sehr sagen wollte.

„Mata parameshvar aap se bahut prem karti hai (Himmlische Mutter liebt dich so sehr).“

Als ich ihnen das sagte, vergossen wir beide Tränen. Obwohl ich nicht gut Hindi sprechen konnte, hatte ich kein Problem damit, mein Herz auszudrücken.

Die indischen Mitglieder nahmen mit uns am kurzfristigen Missionsplan teil. Als ich beobachtete, wie sie die Geduld im Umgang mit Mehrsprachigkeit bei der Verkündigung des Evangeliums bewahrten, sahen sie wirklich großartig aus: Indien hat 15 Amtssprachen. Wenn ich nur daran denke, wird mir schon schwindelig, aber die Mitglieder in Mumbai sprechen Englisch, Gujarati, Tamil, Marathi, Bengali und Telugu sowie Hindi als Grundsprache. Wenn sie predigen, bringen sie jedem Menschen die Lehren der Bibel jeweils in seiner Muttersprache bei. Zuerst dachte ich, sie könnten natürlich auch andere Sprachen sprechen, da sie schon lange in Indien lebten. Erst nachdem ich Hindi gelernt hatte, wurde mir klar, dass nichts von selbst geschehen kann, sondern infolge eines Grundes und unter dem Grund der Notwendigkeit. Ich konnte mir vorstellen, wie sehr sich alle Mitglieder dafür eingesetzt haben müssen, und es berührte mein Herz zutiefst.

Ich dachte auch darüber nach, wie viele Mitglieder Mühe und Opfer auf sich genommen haben müssen, um der ganzen Welt das Evangelium zu verkünden. Seitdem sie diesen Prozess durchlaufen haben, sind wir nun in der Lage, freudig und schnell zu predigen, während wir auf einem glatten und ebenen Weg gehen. Es ist auch der besonderen Hilfe der Gnade Gottes und dem Einsatz der Mitglieder zu verdanken, dass unser Kurzzeitmissionsteam trotz unserer schlechten Sprachkenntnisse diese kostbaren Früchte tragen konnte.

Himmelsvater kam auf diese Erde, um seine Kinder zu retten, und offenbarte uns das Geheimnis des Evangeliums, indem er Worte sprach, die wir verstehen konnten. Immer wenn eine ausländische Besuchergruppe Korea besucht, sagt Himmelsmutter den Satz „Gott segne dich und ich liebe dich!“ zu jedem einzelnen Mitglied in seiner eigenen Sprache. Die Mitglieder in Indien traten in die Fußstapfen Gottes, indem sie sogar Minderheitensprachen lernten, um allen die frohe Botschaft der Erlösung zu überbringen, mit vollem Ernst, auch nur eine weitere Seele zu retten.

Gott hat mich gesegnet, die Stimme Gottes direkt zu hören, der nach Korea im Osten am Ende der Welt gekommen ist, und sogar die tiefe Bedeutung des Wortes Gottes zu verstehen. Von nun an werde ich intensiv die Fremdsprachen lernen, um die Liebe und Gnade, die ich empfangen habe, allen unseren himmlischen Familienmitgliedern rund um den ganzen Globus zu vermitteln. Natürlich sollte ich nicht nur meine Sprachkenntnisse verbessern, sondern auch fleißig die Bibel studieren, um Gottes Liebe zu erkennen und sie in die Praxis umzusetzen. Dass die Menschen aller Nationen auf der ganzen Welt zur Wahrheit gelangen, nachdem sie die von uns verkündende Heilsbotschaft gehört haben, ist nicht etwa auf unsre makellose Sprachbeherrschung in Rede und Schrift zu führen, sondern auf die darin enthaltene ewige Liebe Gottes.