
Sobald Pflanzen Wurzeln geschlagen haben, bleiben sie ihr Leben lang am selben Ort. Um ihre Samen zu verbreiten, wenden sie verschiedene Methoden an – einige werden vom Wind getragen, andere durch Tierkot. Aber Crinum asiaticum (allgemein als Hakenlilie bekannt), eine mehrjährige Pflanze aus der Familie der Amaryllisgewächse, wählt eine weitaus gewagtere Methode.
In Korea ist der einzige natürliche Lebensraum der Hakenlilien die Insel Tokki in der Nähe von Seongsan Ilchulbong auf der Insel Jeju. Wie konnte sich diese Pflanze, die vermutlich aus den südlichen Meeren stammt, auf einer so kleinen Insel niederlassen und die Luft mit ihrem zarten Duft erfüllen?
Hakenlilien wachsen typischerweise entlang von Küsten und blühen von Juli bis September. Jeder Blütenstiel trägt etwa zwanzig lange, schlanke und weiße Blüten. Nach dem Verblühen der Blüten bilden sich an ihrer Stelle runde, traubenähnliche Samenkapseln, die so schwer werden, dass der Stiel sie nicht mehr tragen kann. Wenn sich der Stiel unter dem Eigengewicht biegt und bricht, fallen die reifen Früchte auf den Sand, rollen den Abhang hinunter und gelangen ins Meer. Die schwimmfähigen Früchte treiben auf den Wellen und erreichen so über das Meereswasser neue Ufer. Auf diese Weise haben sich Hakenlilien nicht nur in Ostasien und im tropischen Asien verbreitet, sondern sogar bis in die Vereinigten Staaten und nach Mexiko.
Vor zweitausend Jahren blieben auch die Apostel der Urgemeinde nicht an einem Ort, sondern verstreuten sich weit und breit, um die Prophezeiung von Jesus zu erfüllen: „Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen (Mt 24,14).“ Unter ihnen gründete der Apostel Paulus auf seinen drei Missionsreisen viele Gemeinden in Asien und Europa. Selbst als er auf dem Weg nach Rom Schiffbruch erlitt und auf einer Insel strandete, verkündete er auch dort ohne Widerstreben und ohne Angst das Evangelium weiter. Weder Gefangenschaft, Hunger, Durst, Kälte noch Entbehrungen konnten ihn aufhalten – für Paulus war die Verbreitung des Evangeliums ein Auftrag, den er niemals aufgeben konnte.
Heute, im Zeitalter des Heiligen Geistes, fliegen die Protagonisten der neuen Apostelgeschichte unverzüglich, beherzt und voller Tatendrang in Länder und Städte, die Gottes Wahrheit noch nicht empfangen haben, und strömen einen köstlich starken Duft des Lebens aus. Die Ernte des Evangeliums reift in Hülle und Fülle rund um den ganzen Globus heran. Und je mehr Geduld es braucht, um Früchte zu tragen, desto größer ist auch das Erlebnis der Erntefreude. Um wie viel herrlicher wird dann die himmlische Belohnung sein!