Feste Überzeugung

Shin Mi-ae aus Seoul in Südkorea

34 Zugriffe

Kürzlich habe ich etwas völlig Seltsames und Überraschendes erlebt: Es ging um ein im Ausland zum Verkauf angebotenes Kleid. Erstaunlicherweise nahmen die Leute die Farben dieses Kleides anders wahr.

Daraufhin gab es eine Online-Debatte darüber, ob das gestreifte Farbschema des Kleides weiß-golden oder blau-schwarz sei. Als ich das Kleid auf dem Bildschirm betrachtete, fragte ich mich, warum es überhaupt Meinungsverschiedenheiten darüber gab, denn das Kleid sah in meinen Augen zweifellos weiß-golden aus.

Ich zeigte es meinem Mann, weil ich nicht im Geringsten daran zweifelte, dass er genauso wie ich die Farben Weiß und Gold wahrnehmen würde, aber seine Antwort lautete nun ganz anders:

„Ich sehe das Kleid blau-schwarz.“

Einen Moment lang traute ich meinen Ohren nicht und warf noch einmal einen prüfenden Blick auf das gestreifte Kleid, jedoch sah ich es immer noch nur weiß-golden. So dachte ich, mit den Augen meines Mannes stimme etwas nicht, wobei mein Mann seinerseits kein Verständnis für ihre unterschiedlichen Farbwahrnehmungen aufbringen konnte:

„Hat sich doch meine Sehkraft inzwischen verschlechtert?“

Es war kaum zu glauben, dass wir dasselbe Kleid in verschiedenen Farben gesehen hatten, also recherchierte ich ein wenig darüber: „Was sind die wirklichen Kleiderfarben?“

Die richtige Antwort war blau und schwarz. Es stellte sich heraus, dass der Farbsinn und die Empfindlichkeit der Netzhaut von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind, sodass Menschen die gleichen Farben anders wahrnehmen können. Ich war verblüfft, dass nicht nur Tiere, sondern auch Menschen eine unterschiedliche Farbwahrnehmung haben.

Nur 25 % der Menschen erkannten die Farbkombination des Kleides richtig. Die anderen 75 % nahmen die Farben unterschiedlich wahr. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass die Farben, die ich sah, richtig waren. Obwohl ich mir das Kleid noch einmal ansah, nachdem ich herausgefunden hatte, dass die von mir wahrgenommenen Farben nicht den richtigen Kleiderfarben entsprachen, ließen sich die in meinem Gehirn eingeprägten Informationen nicht so leicht ändern.

Durch diese interessante Erfahrung wurde mir noch einmal mehr bewusst, dass es nur wenige Dinge auf dieser Welt gibt, bei denen wir uns absolut sicher sein können. Ich erkannte auch, dass es schwer ist, unsere Gedanken zu ändern, selbst wenn wir lernen, was wahr ist.

Aufgrund unserer umfangreichen Erfahrungen und Kenntnisse wird unser Selbstvertrauen stärker. Sobald wir glauben, dass unsere Gedanken absolut wahr sind, fällt es uns doch schwer, eine andere Meinung zu akzeptieren.

Selbst in derselben Situation kann jeder Mensch unterschiedliche Gefühle und Gedanken haben. Deshalb ist es wichtiger als alles andere, bei eventuellen Meinungsverschiedenheiten unsere Ansichten für einen Moment beiseitezulegen und uns in die Lage des anderen zu versetzen.

Auf einmal blicke ich auf mich selbst zurück: „Wie sehr habe ich die vielschichtigen Aspekte der himmlischen Familie berücksichtigt und mich um eine verständnisvolle Beziehung zu ihnen bemüht? Habe ich nicht eventuell ihre Gefühle verletzt, indem ich ohne triftige Gründe hartnäckig auf meiner eigenen Meinung beharrte?“

Jetzt werde ich mich vom klischeehaften Denken lösen, immer recht zu haben, und meine Glaubensgeschwister gut behandeln, wobei ich stets im Hinterkopf behalte, dass andere Menschen möglicherweise anders als ich denken können, und ihnen in Demut dienen, damit die von Gott hergestellte kostbare Beziehung zu ihnen keinen wie auch immer gearteten Schaden erleide.