![](/wp-content/uploads/2023/01/mom-and-light.jpg)
Als ich klein war, lag mein Haus in einem tiefen Bergtal. Mein Dorf hatte nur vierzehn Haushalte, und es gab keinen Bus dorthin. Ich musste vierzig Minuten laufen, um zur Grundschule zu gelangen, und brauchte fast eine Stunde mit dem Fahrrad, um die Mittelschule zu erreichen.
Die Oberschule war zu weit von meinem Haus entfernt, also wohnte ich im Internat. Unter der Woche wohnte ich im Schülerheim, und an den Wochenenden ging ich nach Hause, wo ich Reis, Beilagen und Taschengeld für die folgende Woche bekam.
Jeden Samstag musste ich mich beeilen, um nach Hause zu kommen. Es gab zwar einen Bus, der in der Nähe meines Wohnviertels hielt, aber der kam nicht so oft. Wenn ich den Bus für die Schule verpasste, blieb mir nichts anderes übrig, als den letzten Bus nehmen. In diesem Fall musste ich viel Mut aufbringen, denn wenn ich aus dem Bus ausstieg, musste ich etwa eine halbe Stunde lang den gewundenen Bergpfad entlanglaufen, wo es keine Straßenbeleuchtung gab.
Manchmal sah ich mich gezwungen, in den letzten Bus einzusteigen, obwohl ich es nicht wollte. Wann immer das geschah, stieg ich aus dem Bus aus und nahm allen Mut zusammen, den ich aufbringen konnte. Doch das nützte mir gar nichts, als ich anfing, den Bergpfad hinaufzusteigen. Ab und zu musste ich an Gräbern vorbeikommen, und ich hörte das Rauschen des Wassers in dem dunklen Bach, den Klang unbekannter Vögel und das gespenstische Heulen wilder Tiere. Das war mehr als genug, um eine fast erwachsene Oberschülerin in Angst und Schrecken zu versetzen. Mein Herz schlug schnell in der Umgebung, in der es schien, als würde plötzlich ein Gespenst oder ein Wolf auftauchen, um mich anzugreifen; selbst im kalten Winter lief mir der Schweiß von der Stirn und vom Rücken.
Mein ganzer Körper und meine Beine versteiften sich, aber ich ging auf Zehenspitzen, um mich so leise wie möglich vorwärtszubewegen, denn schon das Geräusch meiner Schritte machte mir Angst. Als ich etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, sah ich von der anderen Seite her etwas aufleuchten. Dann hörte ich eine vertraute Stimme, die meinen Namen rief. Es war meine Mutter!
Sie suchte nach mir und leuchtete mit einer Taschenlampe hierhin und dorthin. Dann sprintete ich dorthin, woher das Licht kam, und rief: „Mama!“ Das war der Moment, in dem sich eine Szene aus einem Gruselfilm in das glückliche Ende des Films „3000 Meilen auf der Suche nach der Mutter“ verwandelte.
„Mama, ich habe mich zu Tode erschreckt. Ich dachte, ein Geist würde herausspringen!“
„Oh, du armes Ding! Ich bin froh, dass das nicht passiert ist.“
Meine Mutter hatte Mitleid, als ob ich wirklich diesen unheimlichen Monstren begegnet wäre und gegen sie gekämpft hätte, und sie untersuchte meinen Körper hier und da, um sicherzugehen, dass ich mich nicht verletzt hatte. Sie tröstete mich und sagte immer wieder, dass sie stolz auf mich sei, weil ich den stockfinsteren Bergpfad ganz allein heraufgekommen sei.
Nachdem ich meine Mutter getroffen hatte, verwandelte sich der beängstigende Spaziergang auf dem Bergpfad in eine aufregende Nachtwanderung. Ich hatte überhaupt keine Angst mehr, weil meine Mutter bei mir war. Ich fühlte mich unbeschwert von dem, was auf meinem Körper und meinem Geist lastete, als ich von zu Hause wegging.
Immer wenn ich an meine Mutter denke, die denselben Bergpfad gegangen ist, um mich zu treffen, werde ich auch gleichzeitig an eine weitere Mutter erinnert, die bei uns ist, damit wir uns auf dem Heimweg nicht zu fürchten brauchen, nämlich Himmelsmutter, die uns sicher in unser himmlisches Heimatland führt, indem sie das Licht der Wahrheit in diese dunkle Welt hineinbringt. Nach der Begegnung mit der himmlischen Mutter ist meine Seele, die in völliger Finsternis vor Angst zitterte, von der Angst befreit worden und hat Frieden gefunden. Auch heute gehe ich mit Himmelsmutter voller Freude in das ewige Himmelreich zurück.