Eine nicht ausweichbare Verpflichtung
Lee Jae-wook aus Sacheon in Korea
Denn dass ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen; denn ich muss es tun. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte! Täte ich’s aus eigenem Willen, so erhielte ich Lohn. Tue ich’s aber nicht aus eigenem Willen, so ist mir doch das Amt anvertraut. 1. Kor 9,16-17
Seit meiner Kindheit ging ich mit meinen Eltern in die Kirche. Als ich in die Mittelschule kam, begann ich, die Bibel ernsthaft und zielstrebig zu studieren. Die Worte der Bibel, wie das Gleichnis vom Feigenbaum und die Prophezeiungen von Daniel und der Offenbarung, waren erstaunlich und faszinierend. Ich teilte das, was ich lernte, mit meinen Freunden. Nach und nach nahm die Zahl der Früchte zu. Die Gemeindemitglieder sagten zu mir:
„Bruder, du hast einen guten Glauben.“
„Du hast ein Talent zum Predigen und zum Tragen von Früchten!“
Ich fühlte mich stolz und geschmeichelt von vielen Komplimenten und sagte zu mir selbst:
„Das liegt wohl daran, dass ich das Wort Gottes gut verstanden, andere gut gelehrt und fleißig das Evangelium verkündet habe.“
Ich wollte weiterhin Komplimente von den Mitgliedern erhalten.
Jedoch hörten einige meiner Freunde für eine gewisse Zeit auf, die Gemeinde zu besuchen, und die Zionsmitglieder waren wegen meines Fehlverhaltens verletzt. Die Dinge liefen nicht so, wie erwartet, wofür ich mich sehr schämte. Zu meinem Unglück konnte ich übrigens auch beim besten Willen nicht verstehen, warum mir das passierte.
Als meine Leidenschaft für die Evangelisation mit der Zeit nachließ, stieß ich zufällig auf den oben zitierten Vers. Der Apostel Paulus ist ein besonders vorbildlicher Mensch des Glaubens, der von den meisten Christen weltweit verehrt wird. Er bekannte sich offen und unverblümt: „Wenn ich das Evangelium verkünde, gebührt mir deswegen kein Ruhm; denn ein Zwang liegt auf mir. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte!“ Andererseits widmete ich mich der Verkündigung der Heilsbotschaft zu meiner eigenen Freude und Ehre, weshalb ich mich von ganzem Herzen für Fehlverhalten gegenüber Gott entschuldigen möchte.
Danach arbeitete ich daran, meine arrogante Haltung bzw. Einstellung zu korrigieren. Als die Mitglieder mir Komplimente machten, gab ich zuerst Gott die Ehre und bemühte mich, denen zu dienen, die mir gedient hatten. Vor allem dankte ich Gott für die kleinsten Dinge. Sobald die Arroganz in mir spurlos verschwand, wurde mein Glaube stärker, und meine Freunde kehrten nach Zion zurück. Die Erinnerungen an diese Zeit sind als eine tiefgreifende Lektion für mich geblieben, während ich den Weg des Evangeliums weitergehe.
Bei der Evangeliumsverkündigung können wir möglicherweise hochmütig und arrogant werden, ohne es überhaupt zu merken. Wir sollten immer daran denken, dass wir wie Paulus lediglich das tun, wozu wir verpflichtet sind, also kein Anlass, uns zu loben, und dass der Dienst am Evangelium in Predigen und Lehren ein Auftrag ist, den Gott uns zu unserer Erlösung anvertraut hat. Indem wir diese Einstellung beibehalten, können wir bereitwillig und demütig an der Evangelisation teilnehmen.