
„Mama hat lange gewartet, bis du geboren bist.“
Das habe ich schon seit meiner Kindheit oft von meiner Mutter gehört. Sie erzählte, dass sie nach ihrer Hochzeit gehofft hatte, schnell ein Kind zu bekommen, doch entgegen ihrer Erwartung musste sie lange warten, bis sie mich empfing. Deshalb feierten viele Menschen in ihrem Umfeld die Neuigkeit, und als sie hochschwanger war, streckte sie ihren Bauch noch stolzer heraus, um ihn zu zeigen. Als Hauptfigur dieser oft wiederholten Geschichte berührte sie mich jedoch nie besonders. Schließlich waren es ja doch die Gefühle meiner Mutter, nicht meine. Manchmal verstand ich aber beim besten Willen nicht, warum sie immer wieder dieselbe Leier abspielte.
Eines Tages, als ich ein Buch über Kommunikation las, fiel mir ein bestimmter Abschnitt auf. Darin hieß es, wenn ältere Menschen immer wieder über ein bestimmtes Ereignis sprechen, liege das daran, dass sie glauben, dass dieses Ereignis eine besondere Bedeutung in ihrem Leben habe. Als ich das las, musste ich sofort an die Worte meiner Mutter denken:
„Ich habe lange gewartet, bis du geboren bist.“
Unter all den unzähligen Erlebnissen, die meiner Mutter im Laufe ihres Lebens widerfahren sind, ist meine Geburt noch immer so deutlich in ihrer Erinnerung geblieben – selbst jetzt noch, wenn ich sehe, wie sie davon spricht, als wäre es gestern gewesen. Aus einem einzigen Grund, dass ich ihr Kind bin, war ich bereits vor meiner Geburt ein besonderes Wesen für sie.
Dann denke ich in aller Ruhe nach: Was ist nun mit dem Warten der Himmelsmutter, die durch ihre unveränderlichen und zuverlässigen Worte die Hoffnung auf das Himmelreich in uns pflanzt? Ich denke an die langen Wartezeiten der Himmelsmutter, die ohne ihre tiefe, herzzerreißende Liebe zu uns unmöglich gewesen wären.