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Ohne Kinder

Yoon Mi-ae aus Incheon in Korea

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Am Tag der Einberufung meines Sohnes in die Armee fuhr ich ihn zum Ausbildungslager und kehrte allein nach Hause zurück. Ich fühlte mich, als wäre ein Stück meines Herzens abgerissen worden. Das Heim ohne ihn fühlte sich leer und verlassen an, und schon der Anblick der Fußgängerwege, die wir gemeinsam entlanggegangen waren, war herzzerreißend. Die Tränen stiegen mir auf einmal in die Augen, als ich an den Restaurants, Teehäusern und Cafés vorbeiging, die wir häufig miteinander aufgesucht hatten. Sogar die Orte, an denen wir zusammen mit viel Spaß und Vergnügen eine erlebnisreiche und unvergessliche Zeit verbracht hatten, sind nun ohne ihn bedeutungslos geworden. Mein Gedanke voller Sehnsucht nach meinem Sohn lässt mich die ganze Zeit immer wieder in Richtung Trainingslager für Militär-Rekruten laufen.

Wie müsste wohl unserer Himmelsmutter zumute gewesen sein, als sie uns als Sünder vom Himmel zur Erde hinunterschickte! Selbst im Himmelreich, das vor Freude und Glückseligkeit überfließt und überströmt, gäbe es ohne ihre Söhne und Töchter ganz gewiss lauter Trauer und Schmerz. Die Liebe der Gottmutter, die sich auf der Suche nach ihren Kindern, die in Häftlingskleidung dem sicheren Tod entgegenlaufen, bis auf diese Erde begeben hat, ist im wahrsten Sinne des Wortes unergründlich und unerforschlich.