Die Bedeutung des ersten Kommentars

Go Na-yeong aus Busan in Südkorea

5,796 Abonnenten

Wenn ich böswillige Kommentare in den Internet-Nachrichten lese, runzle ich die Stirn, und jede grundlos, polemisch und überspitzt geäußerte Kritik verletzt mein Gefühl, selbst wenn sie nicht an mich gerichtet ist, weshalb ich dazu neige, einen interessierten Artikel zu lesen, aber selten Kommentare dazu. Gerade noch rechtzeitig führte die ASEZ, die Freiwilligengruppe der Studenten der Gemeinde Gottes des Weltmissionsvereins, eine Kampagne gegen verbale Gewalt durch. Die Kampagne sollte die Menschen dazu anregen, im täglichen Leben online und offline aufbauende Worte zu verwenden, und ich begann, positive Kommentare zu posten.

Als ich an dieser Kampagne teilnahm, wurde mir klar, wie wichtig der erste Kommentar ist. Normalerweise führt ein gut gemeinter Kommentar zu einem weiteren aufmunternden und ermutigenden Kommentar, aber auf einen böswilligen Kommentar folgen meistens weitere boshafte und spitzzüngige Kommentare.

Ich habe einmal einen positiven Kommentar zu einem Artikel über einen tragischen Unfall gepostet, und danach fingen viele Leute an, ihr tiefes Mitgefühl und ihre Anteilnahme für die Opfer und deren Angehörige zum Ausdruck zu bringen. Das war etwas ganz anderes, als wenn die Leute damit beschäftigt wären, die Ursache des Unfalls aufzuzeigen und ihn mit groben Worten zu kritisieren; mir wurde warm ums Herz, als ich sie las.

Seitdem habe ich versucht, lobende und anerkennende Kommentare zu weiteren Artikeln zu hinterlassen. Ich schrieb Kommentare, in denen ich diejenigen tröstete, die es mit COVID-19 schwer hatten, und in denen ich dem medizinischen Personal dankte, das an vorderster Front hart und aufopferungsvoll für die Pflege- und Hilfsbedürftigen arbeitete. In der Hoffnung, dass alle, die meine Kommentare lesen, ermutigt werden und Schwierigkeiten überwinden, bemühte ich mich sehr, viele diesbezügliche Berichte als erste Leserin zu kommentieren, selbst wenn ich sie nicht von Angesicht zu Angesicht zu treffen vermochte.

Mein tägliches Leben hat sich ein wenig verändert, seitdem ich zustimmende Kommentare verfasse, um die Menschen zur Dankbarkeit und zum Anspornen aufzufordern. Früher war ich immer beim Gefühlsausdruck ohne Zurückhaltung und habe dabei kein Blatt vor den Mund genommen, aber jetzt vermeide ich es beflissentlich, verletzende Worte in den Mund zu nehmen. Stattdessen versuche ich, aufmunternde und gute Worte zu finden, die die Menschen glücklich machen.

Ich habe das Gefühl, dass dieselben Worte je nach deren Verwendung zum einen wie ein Messer wirken können, das Gefühle anderer verletzt, und zum anderen wie ein Pflaster, das eine schmerzhafte Wunde heilt. Ich werde öfter sanftmütige und ermutigende Worte benutzen, um andere zu inspirieren und ihre zerbrochenen Herzen zu heilen.