Alle Lebewesen in der Natur fliehen vor ihren natürlichen Feinden, aus panischer Angst, von ihnen gefressen zu werden. Der Mut des mütterlichen Instinkts bringt die Geschöpfe jedoch sogar dazu, sich dieser Vorsehung der Natur zu widersetzen: Eine Giraffe stürmt ohne Anzeichen von Furcht auf fünf hungrige Löwen zu, und der einzige Grund, warum ein Eichhörnchen unter Einsatz seines Lebens gegen eine Schlange kämpft, besteht darin, seine Jungen zu schützen. Im Meer werden Haie, die Delfinbabys angreifen, manchmal von ihren Delfinmüttern zu Tode gerammt. Der verzweifelte Kampf der Mütter um den Schutz ihrer Jungen in der rauen Wildnis ist erstaunlich und rührend.
Menschen sind da keine Ausnahme. Eine Mutter rettete ihre unreife Tochter selbst, die von zu Hause weggelaufen war, um ein Mitglied einer radikalen militanten Gruppe zu heiraten. Die Tochter, die zum Operationsstützpunkt dieser Gruppe ging, bereute bald, was sie getan hatte, und bat ihre Mutter um Hilfe. In einer Situation, wo selbst der Regierung die Hände und Füße gebunden waren, brachte die Mutter ihr Leben in Gefahr, um ihre Tochter zu retten. Ihr Mut war wirklich bemerkenswert. Es gibt viele Geschichten, die die Kraft des mütterlichen Instinkts zeigen, etwa über ein Baby, das eine Katastrophe überlebte und in den Armen seiner Mutter sicher blieb, oder über eine Mutter, die ihr Kind mit übermenschlicher Kraft rettete. Wir können die Kraft des Mutterinstinkts überall um uns herum leicht spüren, und jeder hat Verständnis dafür und fühlt sich darin ein.
Mutterschaft verändert das Gehirn einer Frau
Viele Mütter sagen, dass sie nach der Geburt eines Kindes Dinge tun, die sie sich vor ihrer Schwangerschaft nicht einmal vorstellen konnten, als wären sie wiedergeboren. Was um alles in der Welt passiert mit ihnen?
Unmittelbar nach der Geburt leidet eine Frau in der Stillzeit unter schwerer Vergesslichkeit. Das liegt daran, dass ihr Gehirn schrumpft, während sie dem Fötus eine große Menge an Nahrung zuführt. Doch im Laufe der Zeit wird ihr Gehirn wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt. Zu diesem Zeitpunkt verbessert sich die Gehirnfunktion aufgrund der strukturellen Umgestaltung von Teilen des Gehirns, wobei die Konzentration steigt.
Laut dem Neuropsychologen Craig Kinsley ergab die Sektion der Gehirne von Ratten im Spätstadium der Schwangerschaft eine komplexe Neuordnung der Nerven im Hippocampus, dem Zentrum des Lernens und des Gedächtnisses. Das Gehirn der Mutter wurde neu organisiert, um ihre Kinder gut erziehen zu können. Tierverhaltensexperimente zeigten auch, dass Mutterratten viel schneller auf Futter reagierten als jungfräuliche Ratten. Dies liegt daran, dass sich der Gehör- und Geruchssinn der Rattenmutter entwickelt hat und sie agiler geworden ist.
Dasselbe gilt auch für den Menschen. Mütter fühlen sich in den ersten Wochen nach der Geburt möglicherweise lethargisch, aber ihre sensorischen Fähigkeiten verbessern sich und sie reagieren aktiver bzw. besser auf die Dinge um sie herum. Deshalb sind sie immer die Ersten, die das Erwachen und Aufstehen ihres Babys bemerken und erkennen schnell die Veränderungen ihres Babys, die anderen Menschen kaum auffallen. Darüber hinaus werden sie zu Superfrauen, die gleichzeitig drei oder vier verschiedene Rollen übernehmen; beispielsweise Kochen, Telefonieren, Babysitten usw.
Überraschenderweise verspüren Mütter nach der Geburt eines Babys ein tiefes Gefühl inneren Friedens, nachdem sie unbeschreibliche Schmerzen erlitten haben, was auf Oxytocin zurückzuführen ist. Oxytocin ist ein Hormon, das ihre Ängste lindert und sie auch dazu bringt, ihre Babys zu lieben. Außerdem unterdrückt es die Ausschüttung von Stresshormonen, wodurch sich ihre sozialen Fähigkeiten verbessern und ihre Lernfähigkeit gefördert und gesteigert wird.
Wie eingangs erwähnt, werden Mütter auch in ängstlichen und gefährlichen Situationen mutig, wenn es um ihre Kinder geht. Man geht davon aus, dass dies unter dem Einfluss von Hormonen geschieht. Es muss noch mehr Forschung dazu betrieben werden, aber es ist schon längst erwiesen, dass zwei Arten von Hormonen mit der Tapferkeit von Müttern im Umgang mit ihren Kindern zusammenhängen. Das Anti-Stress-Hormon „Oxytocin“ und das milchproduzierende Hormon „Prolaktin“ beseitigen Angst und Furcht. „Prolaktin wirkt im Gehirn und macht Mütter mutig“, sagt Inga Neumann, eine deutsche Neurobiologin, die an der Erforschung von Prolaktin beteiligt war. Die Tatsache, weswegen sich viele Mäusemütter während ihrer Stillzeit oft in den Fallen verfangen, liegt darin begründet, dass sie selbst gefährliche Orte für ihre Jungen absuchen.
Das biologische Programm der mütterlichen Liebe
Der mütterliche Instinkt von Lebewesen ist Opferbereitschaft und Hingabe. Die vom mütterlichen Instinkt ausgehende Fürsorge der Mutter hilft ihren Jungen, in gefährlichen Umgebungen zu überleben. Asiatische Schwarzbären bringen ihre Nachwüchse im Winter zur Welt, wenn sie Winterschlaf halten, ohne etwas zu sich zu nehmen, und überstehen den langen Winter, indem sie trotz ihres Hungers ihre Jungen säugen. Die Geschichten über die Hunde- und Katzenmütter, die trotz ihrer Obdachlosigkeit ihre Jungen gesund und gut großziehen, lassen uns die Großartigkeit der Mutterschaft spüren.
Früher hielten die Menschen den mütterlichen Instinkt für selbstverständlich. Die Forschungen von Terkel und Rosenblatt boten jedoch eine wichtige Gelegenheit, den Mutterinstinkt aus wissenschaftlicher Sicht zu betrachten. Sie entnahmen einer Muttermaus innerhalb von 48 Stunden nach der Entbindung eine Blutprobe und spritzten sie einer jungfräulichen Maus, die dann die Jungen säugte, obwohl keine Milch herauskam, und kümmerte sich um sie, als hätte sie sie selbst geboren. Dies zeigte, dass das unmittelbar nach der Geburt entnommene Blut der Muttermaus etwas enthält, das mütterliches Verhalten auslöst.
Später stellte sich heraus, dass Oxytocin genau das Hormon ist, das den Beginn des mütterlichen Verhalten auslöst. Das Oxytocin-Hormon hilft einer Frau, die Wehen zu überstehen, und regt ihren Körper zur Milchsekretion an. Es schafft auch eine emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind und ermutigt die Mutter, ihr Kind zu beschützen und zu erziehen.
Es gab auch eine Veränderung des Dopaminspiegels im Gehirn der Muttermaus. Als die Mausmutter Körperkontakt mit ihrem Baby aufnahm, stieg der Dopaminspiegel plötzlich an. Dopamin ist das Hormon der Freude und des Glücks. Medikamente stimulieren oder aktivieren die Ausschüttung von Dopamin. Ein Forschungsteam in den USA führte ein Experiment durch, um herauszufinden, worauf die Mäusemütter reagieren würden; auf Kokain, eine Art Droge, oder auf ihre Jungen. Im Allgemeinen bevorzugen kokainabhängige Mäuse Kokain gegenüber Nahrung. Allerdings verbrachten die Mäuse im Experiment die meiste Zeit damit, sich um ihre Babys zu kümmern, ohne auf Kokain zu achten. Das liegt daran, dass die Mütter mehr Freude und Glück empfinden, wenn sie mit ihren Jungen zusammen sind, als Kokain zu schnupfen.
Die gemeinsamen Merkmale von Tierbabys wie ein im Vergleich zum Körper großer Kopf, große Augen im Vergleich zum Kopf, kurze Gliedmaßen und runde Körperform sowie ungeschickte Gesten sind Niedlichkeit. Konrad Lorenz, ein österreichischer Ethologe, nannte die niedlichen Eigenschaften von Tierbabys, die bei Erwachsenen einen Beschützerinstinkt wecken, „Babyschema“ bzw. „Kindchenschema“ (Verhaltensmerkmale des kindlichen Organismus, die als Schlüsselreiz gedeutet werden und Kümmerungs- und Fürsorgeverhalten auslösen).
Wenn Mütter außerdem das instinktive Verhalten ihrer Babys sehen, können sie nicht anders, als sie zu lieben. Ungefähr einen Monat nach der Geburt plappern und lächeln Babys jemanden an, der sie ansieht. Den Ergebnissen einer Studie zufolge trägt das Lächeln eines Kindes zur Dopaminproduktion im Gehirn der Mutter bei und sorgt dafür, dass sich die Mutter glücklich fühlt. Wenn dies geschieht, empfindet die Mutter mehr Liebe für ihr Baby. Es gibt einige Reflexe, die alle Neugeborenen haben, wie zum Beispiel den Greifreflex, der darin besteht, nach allem zu greifen, was ihre Handflächen berührt, den Umarmungsreflex, jemanden festzuhalten, wenn er überrascht ist, den Wurzelreflex, das Gesicht dem Reiz zuzuwenden, und Saugreflex, alles zu saugen, was ihnen an die Lippen kommt. Dieses instinktive Verhalten der Babys schafft emotionale Bindungen zwischen ihnen und ihren Müttern. Tatsächlich beruht ihr instinktives Verhalten nicht auf ihrer besonderen Zuneigung zu ihren Müttern. Allerdings verspürt die Mutter, die ein Kind zur Welt gebracht hat, einen mütterlichen Instinkt für das Baby und verbringt viel Zeit mit dem Baby. So zeigt das Baby auf natürliche Weise instinktive Reaktionen gegenüber der Mutter und die Liebe der Mutter zu ihrem Baby vertieft sich. Ab sechs Monaten nach der Geburt beginnt das Baby, Emotionen und eine Zuneigung gegenüber seiner Mutter zu empfinden. Die Mutter und das Kind haben eine so unausweichliche Bindung, dass sie dazu prädestiniert sind, einander zu lieben.
„Frauen sind schwach, aber Mütter sind stark.“
Eine durchschnittliche Frau mag zwar rein physisch-anatomisch gesehen nicht so „stark“ wie ein Mann sein, aber wenn man sie mit einem anderen Namen „Mutter“ nennt, wird sie für ihre Kinder stärker als alle anderen. Dieser mütterliche Instinkt ist die Kraftquelle, die dazu beiträgt, das menschliche Leben zu behüten, zu bewahren und zu erhalten. Jede Mutter verfügt seit Urzeiten über einen angeborenen Mutterinstinkt. Wo hat er dann denn überhaupt seinen Ursprung?
- Quellenangabe
- Marc Bekoff, The Emotional Lives of Animals: A Leading Scientist Explores Animal Joy, Sorrow, and Empathy — and Why They Matter, New World Library, 2008
- Vitus B. Dröscher, Wildly Successful: Survival Strategies in the Animal Kingdom (auf Deutsch, Tierisch erfolgreich: Überlebensstrategien im Tierreich), Goldmann, 1996
- Katherine Ellison, The Mommy Brain: How Motherhood Makes Us Smarter, Basic Books, 2006
- Kang Seok-gi, Ihr Gehirn wird schlauer, wenn Sie Mutter werden (auf Koreanisch, 엄마가 되면 뇌는 더 똑똑해진다), Science Donga, September 2012
- Kim Hyeong-geun, Frauen sind schwach, aber Mütter sind stark (auf Koreanisch, 여자는 약하다, 그러나 어머니는 강하다)