Was für meine Mutter wichtig ist

Lee Sun-mi aus Seoul in Korea

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Als ich an einem Sonntagabend von einem Treffen mit meinen Freunden nach Hause kam, hatte meine Mutter mehrere Lagen Pflaster auf ihrem kleinen Finger.

„Mama, was ist mit deinem Finger passiert?“

„Ich habe mich beim Basteln ein wenig geschnitten.​“

Als ich mir die Wunde ansah, stellte ich fest, dass es sich nicht nur um einen kleinen Schnitt handelte, und bat sie, schnell einen Arzt aufzusuchen. Aber sie sagte, es sei nichts Ernstes und sie könne morgen gehen. Sie tat so, als sei nichts passiert, und ich dachte, sie sei in Ordnung, aber das war nicht der Fall. Als ich am nächsten Tag nach der Arbeit nach Hause kam, war ihr Zustand wirklich schlecht. Es war nicht nur ihr Finger, sondern ihre ganze Hand war in Verbände eingewickelt. Als sie zum Arzt ging, wurde sie zurechtgewiesen, da die Wunde schwer war und sie zu spät kam. Der Arzt sagte, der verletzte Teil hätte amputiert werden können. Sie tat immer noch so, als ob es nichts wäre, und schaute mich erstaunt an.

„Mach dir keine Sorgen. Der Schnitt war sehr klein. Selbst wenn es amputiert werden müsste, wäre es nur ein kleiner Teil.“

Ich war verärgert über die ruhige Haltung meiner Mutter. Ich fragte sie wütend: „Warum bist du so unvorsichtig? Warum hast du nicht früher einen Arzt aufgesucht?“ Sie sagte immer wieder, es gehe ihr gut.

Ich wusste, dass sie sich meinetwegen an der Hand verletzt hatte. Vor einigen Tagen fing sie an, Obst und Süßkartoffeln mit einem Dörrgerät zu trocknen, damit ich sie essen konnte. Beim Schneiden des Obstes hat sie sich in den Finger geschnitten. Es hörte drei Stunden lang nicht auf zu bluten, und zu meiner Überraschung schnitt sie weiter Obst, während sie ihre Wunde sehr fest hielt. Wäre ich in ihrer Situation gewesen, wäre ich sofort ins Krankenhaus gefahren und hätte alles stehen und liegen gelassen, ohne mich um jemand anderen zu kümmern.

Sie sagte, es sei wichtiger, einen Imbiss zuzubereiten, den ich essen oder nicht essen kann, als ihre Wunden zu heilen. Obwohl sie ernsthaft verletzt war, tat sie so, als wäre nichts passiert, weil sie mir keinen Kummer bereiten wollte, wenn ich es erfuhr.

Nachdem sie vom Arztbesuch zurückkam, halfen ihr alle unsere Familienmitglieder. Wir halfen ihr, denn der Arzt empfahl ihr, mit ihrer verletzten Hand kein Wasser zu berühren und ihre Hand nicht zu überlasten. Wir alle sorgten dafür, dass sie kein Geschirr spülte, keine Wäsche wusch und sich nicht einmal die Haare wusch. Von uns allen ergriff mein Vater die meiste Initiative, um ihr zu helfen. Zum Glück heilte die Hand meiner Mutter schnell.

Dadurch wurde ich auf die Liebe unseres himmlischen Vaters und unserer Mutter aufmerksam. Für unseren Vater war es wichtiger, meine Seele zu retten, als am Kreuz zu leiden und sein Leben hinzugeben. Mutter scheut keine Mühen, während sie darauf wartet, dass ich wiedergeboren werde, um würdig zu sein, in den Himmel einzugehen. Obwohl Mutter so hart arbeitet, lächelt sie immer, ohne ein Wort zu sagen, dass es schwer oder schmerzhaft ist. Ich kann nicht anders, als mich zu schämen, wenn ich daran denke, wie viel Rücksicht ich auf Mutters Schmerz genommen habe und wie sehr ich mich für das Evangelium eingesetzt habe, wenn ich an Mutter denke, die mich genug liebt, um unbeschreibliche Qualen zu ertragen.

Mutter sagt zwar immer, dass sich wohl, stark und gut fühle, aber jetzt weiß ich, wie sehr sie leidet. Ich möchte nicht länger ein Kind sein, das nur Segen empfängt und ihr bei ihrer Mühsal zusieht. Ich möchte ein reifes Kind werden, das Mutter die schwere Last abnimmt, indem ich ihr fleißig mit den Brüdern und Schwestern in Zion helfe.