
Ein Schwalbenpaar baute ein Nest unter dem Dach des Hauses von Heugbu. Bald darauf schauten Schwalbenjunge aus dem Nest hervor. Eines Tages fand Heungbu ein Schwalbenjunge mit einem verletzten Bein auf dem Boden, um das er sich mit größter Sorgfalt und Umsicht kümmerte.
Die verletzte Schwalbe wuchs unter seiner sorgfältigen Obhut gesund und kräftig heran, und im Herbst flog sie in ein wärmeres Land. Im folgenden Frühjahr kehrte die Schwalbe mit einem Kürbissamen an ihren alten Niststandort bei Heungbu zurück. Als er den von der Schwalbe gebrachten Samen einpflanzte, bildete die gekeimte Pflanze mehrere schöne große Kürbisse voller Gold, Silber und Juwelen aus. Heungbu, der zwar arm wie eine Kirchenmaus, aber ein gutmütiger Mensch war und sogar liebevoll ein verletztes Schwalbejunge wieder aufpäppelte, verfügte er dank seines Schatzes über großen Reichtum und führte mit seiner ganzen Familie ein langes und glückliches Leben.
Dies ist die Handlung des klassischen Romans „Geschichte von Heungbu“. Aber wie konnte die Schwalbe genau ein Jahr später in das Haus von Heungbu zurückkehren? Das ist nicht nur eine erfundene Geschichte, um eine Lektion zu erteilen, sondern sie beruht auf dem Heimkehrinstinkt des Zugvogels Schwalbe. Der Heimkehrinstinkt ist die Fähigkeit eines Vogels, an seinen gewohnten Ort zurückzukehren, nachdem er sich von seinem vertrauten Lebensraum entfernt hat, um aufs Neue Eier zu legen oder seine Jungen aufzuziehen. Er wird auch als Rückkehrinstinkt bezeichnet.
Die Schwalben suchen im Frühjahr die Halbinsel Korea auf, um ihre Eier zu legen und ihre Jungen aufzuziehen, und im Herbst fliegen sie scharenweise in wärmere Regionen Südostasiens und Südchinas, um dort zu überwintern, denn sie sind typische Sommerzugvögel, die im Frühling aus ihren Winterquartieren in die koreanischen Brutgebiete zurückkehren.
Die Schwalben bereiten sich vor ihrer Wanderung gründlich auf den Flug in wärmere Länder vor. Da sie große Entfernungen zurückzulegen haben, nehmen sie mehr Nahrung zu sich als üblich, wobei ihre Gewichtszunahme bis zu 25 Prozent ihres Normalgewichts betragen kann. Die überschüssigen Nährstoffe werden im Körper als subkutanes Fett gespeichert. Das ist so, als ob sie sich einen Vorrat an Treibstoff anlegen würden, um eine lange Strecke ohne Zwischenstopp zu fliegen. Der Flug von Mokpo in Korea nach China dauert etwa 560 Kilometer, und wenn die Zugvögel nach Thailand in Südostasien fliegen, beträgt die Entfernung satte 3.840 Kilometer. Aber für die Schwalben spielt die Entfernung keine große Rolle, weil sie sich von ihrem Instinkt leiten lassen, dorthin zurückzukehren, wo sie hergekommen, nämlich an ihren Geburtsort.

Die brutplatztreuen Schwalben sind nicht die einzigen Zugvögel mit einem ausgeprägten Heimkehrinstinkt: Kuckucke, Reiher, Spießenten, Gänse und Kraniche sind ebenfalls Wandervögel. Lachse, Aale, Tauben und Ameisen sind gleichermaßen in der Lage, große Entfernungen ohne Kompass oder Karte zu bewältigen und genau dorthin zurückzukehren, wo sie herkommen. Viele Tiere kehren instinktiv an den Ort zurück, an dem sie geboren wurden, obwohl dies von der Wissenschaft noch nicht eindeutig geklärt ist.
Auch der Mensch hat Sehnsucht nach seinem Geburtsort und seiner Urheimat. Zu Hause habe ich Eltern, die mich lieben, und leckeres Essen, das meine Mutter für mich zubereitet. Deshalb bekommen Menschen, die lange Zeit im Ausland leben oder studieren, Heimweh.
Das Gleiche gilt selbstverständlich ebenso für die Seele: Auch unsere Seele lechzt nach der Rückkehr in die Urheimat, das Himmelreich.
Und wenn sie das Land gemeint hätten, von dem sie ausgezogen waren, hätten sie ja Zeit gehabt, wieder umzukehren. Nun aber sehnen sie sich nach einem besseren Vaterland, nämlich dem himmlischen. … Hebr 11,15-16
Das himmlische Reich, das Gott für uns vorbereitet hat, ist schöner, als wir es uns überhaupt vorstellen können (1. Kor 2,9), und es wird dort keinen Tod mehr geben und keine Traurigkeit, keine Klage mehr und keine Qual.
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. … und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Offb 21,1-4

So wie die Schwalben vor einer langen Reise ins Winterquartier in ihrem Körper Fettreserven anlegen und ihre Energie für den Rückflug dorthin aufbewahren, wo sie herkommen, so müssen wir uns auch auf unsere Rückkehr in den Himmel vorbereiten.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen in Ewigkeit. Joh 8,51
Und wer seine Gebote hält, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Und daran erkennen wir, dass er in uns bleibt: an dem Geist, den er uns gegeben hat. 1. Joh 3,24
Die sieben Jahresfeste in drei Zeitabschnitten, darunter der Sabbat und das Passa, sind die von Gott erlassenen Gebote. Nur wenn wir diese Gebote Gottes befolgen, können wir die Kraft gewinnen, in Gott zu bleiben und den vollen, uneingeschränkten Zugang zum Himmelreich zu erhalten. Das Himmelreich, die Heimat der Seele, ist kein Ort, an den wir allein durch den Glauben an Gott gelangen können. Aber ganz gleich, wie sehr wir uns danach sehnen, unser Ziel, in das ewige Himmelreich einzutreten, ist nicht erreichbar, wenn wir dabei die göttlichen Gebote außer Acht lassen.
Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter! Mt 7,21-23