An einem regnerischen Tag
Choi Jae-jeong aus Gunpo in Südkorea
Ich mag keine Regentage. Da das trübe Wetter aufs Gemüt drückt, stimmt es mich traurig, und außerdem werden meine Kleider und Schuhe nass. Ein weiterer Grund, warum ich regnerische Tage nicht mag, ist, dass mein Gelenk erstaunlicherweise den Regen genauer vorhersagt als der koreanische Wetterdienst, weil ich unter Nervenschmerzen leide.
Aber manchmal lächle ich, wenn ich im Regen spazieren gehe. Die ersten paar Jahre der Grundschule bin ich in einer Kleinstadt zur Schule gegangen. Mein Haus lag mitten in der Stadt, und die Schule war so nah an meinem Haus, dass ich vom Schulhof aus manchmal meine Mutter auf dem Dach Wäsche aufhängen sehen konnte. Damals mussten viele Schüler dreißig Minuten oder sogar über eine Stunde zu Fuß zur Schule gehen. Verglichen mit ihnen war ich in ziemlich guten Verhältnissen.
Eines Tages lief ich bei starkem Wind und dicken Regentropfen über den Schulsportplatz in Richtung Haus. Da ich klein war, sagten die Leute immer, dass meine Tasche mit mir zur Schule ging. Für mich war es nicht leicht, gegen den Regen und den Wind zu laufen. Während ich mit dem Wind kämpfte, der mich immer wieder nach hinten drückte, sah ich in der Ferne eine vertraute Silhouette. Es war mein Vater:
„Ich bin gekommen, um aufzupassen, dass meine jüngste Tochter ja nicht weggeweht wird.“
Ich war etwas verwirrt, weil mein Vater normalerweise mit der Arbeit beschäftigt war. Ich kam fröhlich mit ihm nach Hause zurück.
Ein paar Jahre später wurde ich auf eine Schule in der Stadt versetzt, wo ich weit weg von meinen Eltern leben musste, aber mein Vater rief mich immer wieder an, um zu sehen, ob es mir gut ging, wenn es draußen windig und regnerisch war. Er fragte mich halb im Scherz und halb im Ernst, ob ich es sicher nach Hause geschafft habe, ohne vom Winde verweht zu werden.
Jetzt bin ich eine Frau mittleren Alters, die stark genug ist, um gegen Wind und Regen anzukämpfen, aber wann auch immer es regnet und der Wind saust und braust, werde ich an die Stimme meines Vaters erinnert, der mich fragte:„Meine allerliebste Jüngste, bist du wieder gut heimgekommen?“