Die schönste Frucht der Welt

Choi Han-na aus Busan in Südkorea

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Eine Woche, nachdem ich mich zur Glaubenswahrheit bekannt hatte, wurde auch mein Vater mit einem neuen Leben gesegnet. Um drei Kinder ohne seine Frau ganz allein großzuziehen, zog mein Vater, der nur auf dem Land Landwirtschaft betrieben hatte, in die Stadt und verrichtete alle möglichen harten Arbeiten auf der Werft, Baustelle usw. Als mein Vater ein neues Leben bekam, fühlte ich mich glücklich – mit unbeschreiblicher Freude und einem kleinen Hauch von Stolz – und dachte, dass ich ihm ein wertvolles Geschenk gemacht hätte. Aber er kam nicht dazu, Gott mit ganzem Herzen und aller Kraft zu dienen, denn er musste sich allein um den Haushalt kümmern, und er verpasste keine der fünfzehn konfuzianischen Veranstaltungen, die in unserem Haus stattfanden, weil er wie sein Vater und sein Großvater der erstgeborene Sohn war.

Die Zeit verging, und mein Vater wurde bald ein grauhaariger Mann Mitte 70. Die letzten zehn Jahre im Leben meines Vaters waren im wahrsten Sinne des Wortes durch eine Reihe von Leiden geprägt: Er musste sich einer akuten Blinddarmoperation unterziehen und brach sich bei einem Sturz zu Hause die Hüfte, wobei er jedoch sehr großes Glück im Unglück hatte, dass die Anzahl der Familienfeiern stark abnahm, weil mein Vater, der alle großen und kleinen familiären Veranstaltungen durchzuführen hatte, verletzt wurde.

In der Zwischenzeit lud ich ihn zur Ausstellung „Unsere Mutter in Text und Bild“ in Busan ein. Als er von der dort stattfindenden Ausstellung hörte, kam er auch gleich am nächsten Tag herbeigeeilt. Nachdem er sich in der Ausstellung umgesehen hatte, empfahl ihm ein Gemeindemitglied bei einer Tasse Tee, ein ernsthaftes Glaubensleben zu führen. Mein Vater sagte: „Nun, ich bin ein Mensch, der viel nachdenken muss, bevor er etwas tut …“ und dann hüllte er sich in Schweigen. So machte ich mir auch nicht viele Gedanken darüber, aber ein paar Tage später geschah etwas Erstaunliches am Sabbat: Mein Vater fuhr zwei Stunden mit der U-Bahn, um den Gottesdienst zu besuchen. Und dieser unerwartete „Sabbatausflug“ dauert nun schon seit über zwei Jahren bis heute an.

Anfangs kam er in Freizeitkleidung nach Zion, aber eines Tages fing er an, beim Gottesdienstbesuch einen Anzug zu tragen. In der Hand hielt er seine Bibeltasche, von der er sagte, sie sei die beste im Laden. Je mehr er jedoch im Glauben wuchs, desto größer wurde sein Herzenswunsch, von den Elohim den überreichlichen Segen in Empfang zu nehmen, und begann, einen Götzen nach dem anderen aus seinem Haus zu entfernen.

Anlässlich des Erntedankfestes Chuseok1 überraschte mich mein Vater wieder einmal. Am Samstag sagte er zu meiner Schwester, der es schwerfiel, die Gottesdienste zu halten: „Du solltest auch hingehen. Übrigens werde ich später am Abend auch dabei sein.“ Er sah so lieblich und vertrauenswürdig aus, als er versuchte, seine Tochter nach Zion zu führen, wobei ich mir ein Lächeln kaum verkneifen konnte. Ich fühlte mich so glücklich auf dem Weg zur Gemeinde Gottes beim Gedanken, mit meinen Familienangehörigen inmitten des besonders geschäftigen Erntedankfesttages der Halbinsel Korea am Sabbatgottesdienst teilzunehmen.

1. Chuseok ist ein traditioneller südkoreanischer Feiertag. Er wird am 15. Tag des achten Mondmonats gefeiert und ist neben dem Neujahrsfest Seollal und dem Dano-Fest eines der wichtigsten traditionellen Feste Südkoreas. Der Name Chuseok bedeutet Herbstabend. Oft wird das Fest auch Hangawi („großartige Mitte“) genannt. Wikipedia

Als wir mit dankbarem Herzen Gott gegenüber in Zion ankamen und im Begriff waren, den Tempel zu betreten, drehte sich mein Vater, der vor mir ging, zu mir um und bat mich eindringlich: „Mach mir bitte den Knopf zu!“

Ich war fast zu Tränen gerührt, als ich seinen Knopf zumachte.

In den Augen anderer mag er nur wie ein schwacher, betagter Greis aussehen, aber für mich ist er die schönste Frucht, die Gott mir geschenkt hat. Ich danke Himmelsvater und Himmelsmutter aufrichtig dafür, dass sie mir alle Wege geebnet haben, damit ich mit meiner geliebten Familie in den Himmel zurückkehren kann.