
Obwohl der Mensch im Vergleich zu anderen Tieren deutlich unterlegen ist, verfügt er über eine weit überlegene Fähigkeit: Ausdauer. Im Zeitalter der Jagd, als es dem Menschen an Kraft, Schnelligkeit und natürlichen Waffen wie scharfen Hörnern, Zähnen oder Krallen mangelte, war Ausdauer seine einzige Überlebensmöglichkeit. Anders als auf Schnelligkeit ausgelegte Geparden, Strauße, Pferde oder Antilopen waren die frühen Menschen auf ausdauernde Jagd angewiesen und verfolgten ihre Beute stundenlang unerbittlich, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrach. Diese außergewöhnliche Ausdauer ermöglichte es ihnen, ihre körperlichen Nachteile zu überwinden und ihr Überleben zu sichern.
Forschern zufolge ist der menschliche Körper einzigartig für Langstreckenläufe konzipiert. Merkmale wie ein Kühlsystem, das Wärme über Schweißdrüsen ableitet, starke Nackenbänder, die für stabile Sicht über weite Distanzen sorgen, lange und belastbare Achillessehnen, die Energie wie Federn speichern und freisetzen, sowie relativ große, kräftige Waden- und Gesäßmuskeln tragen zu anhaltender Bewegung bei. Diese körperlichen Anpassungen, kombiniert mit einer unübertroffenen Ausdauerfähigkeit, ermöglichten es dem Menschen, natürliche Grenzen zu überschreiten.
Die körperlichen Voraussetzungen und die Ausdauer, die einst für die Jagd auf Beute nützlich waren, erweitern die Grenzen des Menschen auf erstaunliche Weise. 2013 stellte eine Ultramarathonläuferin1 in ihren Vierzigern aus Neuseeland einen Weltrekord auf, indem sie fast vier Tage lang ohne Schlaf 500 Kilometer ununterbrochen lief. Sie ertrug extreme Mittagshitze, Durst, Erschöpfung und Muskelschmerzen und bewies damit, dass die wahren Grenzen der menschlichen Ausdauer weit jenseits unserer Vorstellungskraft liegen. Über den Sport hinaus hat Ausdauer eine Schlüsselrolle bei allen erstaunlichen Fortschritten der Menschheit gespielt und Forschung, Medizin, Erfindungen und Kunst vorangetrieben. Die Entwicklung der Menschheit ist letzten Endes ein Triumph der Ausdauer, bei dem sich der Einzelne weigerte, dem Stoppsignal von Leiden und Einschränkungen nachzugeben.
1. Ein Ultramarathonläufer bezieht sich auf einen Athleten, der an einer Laufveranstaltung über eine Strecke teilnimmt, die die offizielle Marathondistanz von 42,195 Kilometern überschreitet. Ultramarathons variieren in der Länge und reichen von 50 Kilometern bis zu 4.700 Kilometern. Diese Läufe werden typischerweise in zwei Arten unterteilt: Zeitlauf, bei dem gemessen wird, wie weit ein Läufer in einer bestimmten Zeit kommt, und Distanzlauf, bei dem die benötigte Zeit für eine vorgegebene Distanz verglichen wird.
Ausdauer ist auch ein Maß dafür, ob man im Leben vorankommt oder stehen bleibt. Wer Schwierigkeiten nicht erträgt und aufgibt, stößt an seine Grenzen. Kniet man bei ähnlichen Schwierigkeiten wie zuvor nieder, bleibt diese Grenze bestehen. Doch indem man die Zähne zusammenbeißt und mit unerschütterlicher Entschlossenheit voranschreitet, kann man jegliche Grenzen überwinden und stärker bzw. reifer werden.
In der Wüste des Glaubens begegnen wir allerlei Versuchungen wie Sandstürmen, Wind und Regen, Dürre und Dornen, was unser Durchhaltevermögen auf die Probe stellt. Doch wir halten durch, weil wir sehnlichst auf den Eintritt ins Himmelreich hoffen. Dieses Ziel ist weit größer als die Überlebensinstinkte der frühen Menschen oder als das unermüdliche Streben eines Ultramarathonläufers, einen Rekord zu brechen. Zur Erreichung dieses Ziels, den Glaubenslauf in Geduld zu beenden, brauchen wir geistliche Ausdauer und den Geist eines Herausforderers, d. h. unsere unbeirrbare Entschlossenheit, trotz Schwierigkeiten und Rückschlägen weiterzumachen. Lasst uns unsere geistliche Ausdauer bis zum Äußersten erhöhen und uns nie mit den Grenzen von gestern zufriedengeben! Lasst uns stattdessen jeden Tag einen neuen Glaubensrekord aufstellen und dem Empfang der Krone des Lebens bis in alle Ewigkeit entgegenlaufen, die uns erwartet!